Mit welchen Themen beschäftigen sich die Sonnenschutz-Konfektionäre und Smart Home-Experten? Wir haben mit vier Persönlichkeiten aus der Branche gesprochen.
Funktion muss sein
Auch an der Sonnenschutz-Branche gehen Rohstoffknappheit, Inflation und steigende Energiekosten nicht spurlos vorbei, zuletzt verzeichnete sie einen Umsatzrückgang. Verbraucher zeigen Kaufzurückhaltung bei als nicht lebensnotwendig betrachteten Anschaffungen. Innovative Lösungen mit Mehrwert, Produkte, die Energie und Ressourcen sparen, werden dagegen aktiv nachgefragt. Die Branchenakteure sehen viel Potenzial in den Themen Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und generell Funktion – recycelte Garne sind mittlerweile in so gut wie allen Kollektionskoffern zu finden. Die Bandbreite an Stoffen mit besonderen Eigenschaften ist groß – von der Schwerentflammbarkeit bis zur Verdunkelung. Smart Home und Automatisierung helfen dabei, die Produkte optimal zu nutzen.
Recycling und Energiesparen
Andreas Kopetschny, MHZ, ist überzeugt: „Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gewinnen am Markt zunehmend an Bedeutung. Neben akustischer Vorteile einiger unserer Produkte haben wir uns schon lange verstärkt dem Thema Nachhaltigkeit zugewandt. MHZ liefert im Bereich Sicht- und Sonnenschutz beste Möglichkeiten, um beispielsweise mit Wabenplissees oder Rollos Energie zu sparen. Die Produkte schützen Räume im Winter vor Auskühlung und im Sommer vor Überhitzung. Sie dienen nicht nur als Sicht- und Blendschutz, sondern sie sind in der Lage, Heiz- und Energiekosten bei effizientem Einsatz merklich zu senken.“ Dies gelte auch für außenliegende Lösungen. So könne sich die automatisierte Kombination von innen- und außenliegendem Sicht- und Sonnenschutz immens auf den Energieverbrauch auswirken.
Auch Ralf Meyer, Verkaufsleiter Erfal, betont: „Die vielseitigen Aspekte des Nachhaltigkeitsprozesses bestimmen unser tägliches Handeln. Der Konfektionär aus Falkenstein beschränkt sich nicht allein auf die Integration von textilen Behängen aus recycelten Materialien in die unterschiedlichen Kollektionen.“ Für Meyer stellt sich dieses Thema als Kette zusammenhängender Prozesse dar, die neben einer ökologischen Einkaufspolitik auch einen material- und energieeffizienten Fertigungsablauf beinhaltet. Dabei sei es besonders wichtig, qualitativ hochwertige und damit zugleich langlebige Produkte zu fertigen. Martin Götz, Vertriebsleiter DACH von Anwis, erklärt: „Unter dem Eindruck steigender Energiepreise und der wachsenden Bedeutung der Nachhaltigkeit stehen energiesparende Lösungen auch beim innenliegenden Sonnenschutz hoch im Kurs. Hierzu zählen zum Beispiel Wabenplissees – und dabei insbesondere Versionen mit einer speziellen Alubedampfung, die die wärmeisolierende Wirkung zusätzlich verstärkt.“
Die Forest Group, Hersteller von Vorhangschienen und Rollo- und Raffrollotechniken, führt eine Verdunkelungsqualität für ihr Rollosortiment ein, deren Stoff zu mindestens 80 Prozent aus recyceltem Polyester besteht, wie DACH-Repräsentant Werner Krolow berichtet. Etwa neun PET-Flaschen werden zu einem Quadratmeter des wiederverwerteten Materials verarbeitet. Diese neue Serie von Spezialgeweben erfüllt die Anforderungen an hohe Leistung und Langlebigkeit für den Objektmarkt.
Smart Home
Smart Home bietet nicht nur Komfort und spricht eine technikaffine, jüngere Zielgruppe an, sondern ermöglicht auch die optimale Nutzung der Sonnenschutzprodukte. „Unser Forest Shuttle-Vorhangmotor kann über Voreinstellungen intelligent gemacht werden, um Energie zu sparen. Wenn die Sonne scheint, können die Vor- hänge so eingestellt werden, dass sie sich automatisch schließen. Auf diese Weise muss ein Raum nicht so stark mit einer Klimaanlage gekühlt werden“, sagt Werner Krolow.
Bei der Installation ist vieles einfacher geworden, die Systeme werden in vorhandene Lösungen eingebunden. „Fast alle frei hängenden, motorisierten Anlagen wie Plissees, Rollos oder Jalousien lassen sich per WLAN und entsprechender App bequem ins Smart Home integrieren. Hierdurch ist die Steuerung auch per Sprachbefehl möglich – etwa per Controller, Alexa oder Siri“, sagt Martin Götz. Andreas Kopetschny erklärt: „Nahezu alle motorisierten Sicht- und Sonnenschutzprodukte von MHZ für den innen- und außenliegenden Bereich sind kompatibel und mit den Smart Home-Systemen unserer Partner vernetzbar. So kann zum Beispiel PowerView in die Haus- und Gebäudeautomatisierung von Loxone eingebunden werden, während sich mit der intuitiven TaHoma Steuerungszentrale unsere Produkte auch in die Smart Home-Lösung von Somfy integrieren lassen. Works with Mediola verbindet als eines der größten Smart Home-Netzwerke Europas die Produkte verschiedener Hersteller und macht sie in einer gemeinsamen App bedienbar. Ideal also, um MHZ Sonnenschutzsysteme nachzurüsten.“
Je nach System stehen verschiedene komfortable Bedienvarianten via App, Computer, Fernbedienung oder Sprachsteuerung zur Verfügung. Ralf Meyer spricht von einer erhöhten Nachfrage nach Smart Home: „Seit mehreren Monaten verzeichnen wir bei unseren Kunden und damit zugleich bei den Endverbrauchern ein zunehmendes Interesse an motorisierten Sicht- und Sonnenschutzlösungen.“ Hierauf reagiert Erfal mit einem breit gefächerten Sortiment an innovativen und zugleich langlebigen Antriebslösungen. Neben der eigenen Produktreihe „eAccu“ kommen auch Somfy-Antriebszechniken zum Einsatz. Auf dieser Basis bestehen sehr unterschiedliche Lösungsansätze für die Kombination mit verschiedenen Ansteuerungssystemen.
Neben der Bedienung mit einer Funkfernbedienung ist auch die Ansteuerung über ein Handy oder Tablet oder die Integration in ein Smart Home-System möglich. „Für unsere Kunden bieten wir einfache und zugleich funktional ansprechende Smart Home- Lösungen an, die es auch weniger spezialisierten Verkäufern und Monteuren leicht machen, entsprechende Produkte zu verkaufen und zu installieren“, sagt Ralf Meyer. Neben einer eigenen Smart Home- Lösung setzt Erfal dabei auf die speziell für das Homematic IP-System zugeschnittene Motorisierung und auf die Smart Home Ready-Lösungen von Somfy. Darüber hinaus bietet Erfal auch Steuerungslösungen der Marke Mediola, die vielfältige Möglichkeiten für die vernetzte Welt des Smart Home-Livings eröffnen.
Designtrends und Innovationen
Farben und Materialien werden weiterhin vom dominierenden Trend Nachhaltigkeit beeinflusst. „Nach wie vor stehen Muster und Farben mit natürlichem Design – also Blätter, Äste oder Pflanzen – stark im Trend. Aber auch plakative Muster werden vermehrt nachgefragt. Zudem rücken künstlerische Designs stärker in den Fokus – dazu zählt beispielsweise ein Dessin, das in der sogenannten ,One-Line-Artʻ begeistert. Bei MHZ-Raffrollos und -Vorhängen stehen erdige, matte Unitöne, vereinzelt auch leuchtende Farben, sowie schwere, voluminöse Stoffe mit groben Strukturen im Trend. Auch die Nachfrage nach Geweben aus recycelten Materialien steigt stetig“, sagt Andreas Kopetschny. Ralf Meyer sieht den Wunsch der Verbraucher nach Ruhe als Motiv für ihre Vorlieben für Naturtöne. „In der momentanen von Hektik und Stress geprägten Zeit sehnen sich viele Verbraucher verstärkt nach Ruhe, Geborgenheit oder auch Entspannung. Unabhängig von der differenzierten Nutzung unterschiedlicher Räume sollen moderne Fenstergestaltungen dazu beitragen, diesen Wünschen zu entsprechen.“
Diese Überlegungen gewinnen zunehmend an Bedeutung bei der Zusammenstellung neuer Kollektionen sowie einzelner Trend- und Themenkarten. Bei der neuen Rollokollektion, deren Markteinführung Erfal für April oder Mai vorgesehen hat, wurde der Anteil weißer, beiger oder auch anthrazitfarbener Stoffe deutlich erweitert. Dies ist ebenfalls auf natur- verbundene Farben wie Sand, Braun oder auch unterschiedliche in der Kollektion enthaltene Grüntöne zutreffend. Martin Götz sieht eine Tendenz zum perfekt abgestimmten Interieur: „Neben dem nach wie vor sehr starken Plissee-Sortiment verzeichnen wir eine steigende Nachfrage nach Raffrollos. Die Möglichkeit, die Raffrollos gestalterisch vom Vorhang bis zum Kissenbezug auf das weitere Interieur abzustimmen, ist hierbei ein echter Vorteil. In der Vielfalt neuer Farben und Dessins stechen Töne wie Weiß, Hellgrau und Beige ein wenig heraus.“ Forest setzt auf Funktion der Textilien: Neben lichtdurchlässigen oder verdunkelnden Stoffen gibt es spezielle Varianten wie Eco Blackout, Medi Blackout und Acoustic Dimout.