Seit 2013 zeichnet der Green Product Award nachhaltige, innovative Produkte & Services aus, die bereits am Markt sind und bietet den Teilnehmern eine Plattform zur Vernetzung. Nils Bader, Initiator des Green Product Awards, hat mit der RZ – Trends Interior Design im Interview über Trends bei grünem Design und das Prinzip der Wiederverwertung.

Herr Bader, was bedeutet nachhaltiges Design im Jahr 2020?
Ich konnte bisher viele Ansätze beobachten – wie Green Design, bei dem nur einzelne Komponenten eines Produktes langlebig optimiert wurden, Ecodesign, nachhaltiges Design und Design for Sustainability. Aktuell ist der Trend sicher die Circular Economy, bei der der Lebenszyklus eines Produktes beim Design dahingehend mitgedacht wird, die eingesetzten Materialien wieder in den Kreislauf zurückzuführen und auch gleich die möglichen Akteure rund um das Produkt zu berücksichtigen. Hier kommt endlich auch der Kommunikation eine wichtige Rolle zu – etwa, um den Verbraucher auf besondere Eigenschaften und Möglichkeiten des Produktes hinzuweisen.

Welche Trends und Entwicklungen beobachten Sie seit der Einführung des Green Product Award 2013?
Da sehe ich hauptsächlich zwei Veränderungen. Zum einen ist die Komplexität der Ausarbeitung gestiegen. Während früher bei den Unternehmen hauptsächlich ein Schwerpunkt (zum Beispiel Materialeinsatz oder Effizienz) im Fokus stand, werden heute mehrere Aspekte parallel verfolgt. Ich sehe, dass Design-Student*innen sich eher um die Lösung von Problemen kümmern, als einfach nur ein Produkt zu entwickeln. Start-ups brillieren mit großen Innovationssprüngen. Das liegt unter anderem am gesteigerten Bewusstsein, neuen Finanzierungsmöglichkeiten und mehr Mut, Neues auszuprobieren. Unternehmen gehen mit der Anzahl nachhaltiger Produkte langsam in die Breite ihrer Sortimente und haben nicht mehr nur ein Vorzeigeprodukt. Und wir merken, dass es immer mehr Beispiele gibt – zuletzt hatten wir Einreichungen aus 52 Ländern beim Green Product Award. Dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist, sehen wir daran, dass immer mehr Medien und Veranstalter die Lösungen und Konzepte der Awards anfragen und veröffentlichen.

Nach welchen Kriterien vergibt die Jury den Award?
Wir haben uns auf sechs Hauptkriterien verständigt – drei übergreifende und drei Fachaspekte. Übergreifend wird der gewählte Ansatz, die Ausarbeitung der Lösung und der Impact bewertet. Fachkriterien sind Design, Innovation und Nachhaltigkeit.

Wie reagiert der Markt auf grüne Produkte? Welche Konzepte Materialien, Designs kommen gut an?
Vor sieben Jahren wurde ich für die Idee nachhaltiger, innovativer Designprodukte noch belächelt. Da wir jedes Jahr neue Produkte, Konzepte und Materialien zeigen, kommen Menschen immer gezielter auf uns zu. Da geht es heute verstärkt um Business, Lizensierungen, Vertrieb oder um den direkten Austausch oder Kooperationen. Beim Material haben wir dieses Jahr mit einer Lederalternative „Kaktus“ (Artikelbild) ein weltweites Echo ausgelöst. Letztes Jahr waren es Wandbeläge und Tapeten aus Wiesenheu oder Flachs, aber auch Produkte wie nachhaltige Fliesen, die man nicht mehr verkleben muss.

Wie sieht das Design der Zukunft aus?
Ich bin überzeugt, dass Kooperationen der Schlüssel für das Design der Zukunft sind, um Produkt-, Service- und Materialkreisläufe zu entwickeln. Nur so können wir schnell genug den Wandel zu nachhaltigen Produkten umsetzen. Ich habe in Asien und im europäischen Ausland Design- und Innovationscenter besucht, die unterschiedliche Kompetenzen bündeln und dadurch eine enorme Geschwindigkeit in der Entwicklung und Anpassung neuer Produkte zeigen. Die Zukunft werden Produkt-Serien sein, deren Design im Sinne der Kreislaufwirtschaft entwickelt wird und die dann regional produziert, vertrieben und am Ende ihrer Nutzung wiederverwendet werden können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen: www.gp-award.com/de

Die Gewinner 2020 im Überblick:

GewinnerGPA2020