In Deutschland wird der voranschreitende Klimawandel die Anzahl sehr warmer und heißer Tage deutlich erhöhen. Gebäude drohen im Sommer zunehmend zu überhitzen. Eine neue Studie des Ingenieurbüros Hauser (IBH) im Auftrag der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle zeigt, dass verschiedene Sonnenschutzmaßnahmen ein wirksames Mittel gegen die Überhitzung sind. Anders als Klimaanlagen funktionieren sie ohne einen massiven Anstieg des Energieverbrauchs – ein echter Vorteil!

In den kommenden Jahrzehnten werden durchschnittlich 58 bis 69 Tage im Jahr mit Temperaturen über der 25-Grad-Marke erwartet. Auch heiße Tage mit Werten von über 30 Grad werden signifikant zunehmen. „Auf diese Entwicklung ist unser Gebäudebestand nicht vorbereit“, warnt Bauphysiker Dr. Stephan Schlitzberger vom Ingenieurbüro Hauser (IBH). Er hat in einer aktuellen Studie simuliert, wie übliche Wohnräume auf die zukünftige Klimaerwärmung reagieren – und wie man eine Überhitzung wirkungsvoll auch ohne Klimatisierung verhindern kann.

Außenliegender Sonnenschutz als Lösung

Ein typisches Wohn- und Esszimmer mit großer Fensterfront nach Süden erfüllte in der Vergangenheit mit einem bestmöglichen innenliegenden Sonnenschutz gerade noch die Anforderungen. Damit blieb der Raum – von einzelnen Temperaturspitzen im Juli und August abgesehen – verträglich temperiert. Durch den Klimawandel wird der gleiche Raum in Zukunft in den Sommermonaten regelmäßig die 30 Grad-Marke überschreiten. Aber: Ein wirksamer außenliegender Sonnenschutz wie bspw. ein Rollladen oder eine Außenjalousie vermeiden diese Überhitzung nahezu vollständig. Besonders wirksam ist Sonnenschutz, wenn er automatisch aktiviert wird und so auch bei Abwesenheit nicht in Vergessenheit gerät. Ergänzend verbessert auch eine konsequente Lüftung in der Nacht die Innentemperatur. „Werden diese Möglichkeiten im Neubau und bei Sanierungen gut genutzt, funktionieren unsere Gebäude. Fenster- und Glasflächen können in den kühleren Monaten durch die Sonneneinstrahlung kostenfreie Wärme liefern, ohne im Sommer zu Überhitzung zu führen“, erläutert Schlitzberger weiter.

Klimaanlagen treiben Energiekosten unnötig in die Höhe

Ein besonderes Problem liegt darin, dass Gebäudenutzer nicht selten auf wirksamen Sonnenschutz verzichten, dafür aber immer häufiger Klimaanlagen nachrüsten. Extrem hohe Energieverbräuche sind dann unvermeidbar. „Soll das oben beschriebene Wohnzimmer ohne Sonnenschutz oder andere Maßnahmen auf 22 Grad gekühlt werden, wird dafür pro Jahr bis zu fünfmal so viel Nutzenergie wie für das Heizen im Winter gebraucht“, führt Schlitzberger aus. Sonnenschutz kann auch in diesen Fällen den Energiebedarf laut der Studie mehr als halbieren. In den meisten Fällen kann er Klimaanlagen ohne Komforteinbußen überflüssig machen.

In der Praxis sollten also sonnenbeschienene Glas- und Fensterflächen mit Sonnenschutz ausgestattet bzw. nachgerüstet werden. Von Sonnenschutzgläsern über innen- und außenliegende Produkte bis hin zum vollautomatisch gesteuerten außenliegenden Sonnenschutz stehen zahlreiche Lösungen für alle baulichen Gegebenheiten zur Verfügung. Was im individuellen Fall richtig ist, sollte ein Fachmann ermitteln.