Mischa Winde ist General Manager DACH für alle Marken der Sanderson Design Group.

Mischa Winde, General Manager DACH, nahm sich Zeit für ein Interview mit der RZ – Trends Interior Design. Ein Gespräch über die neue Sanderson Design Group, die Charaktere der einzelnen Labels, die Brexit- Auswirkungen und gute Firmenneuigkeiten.

Herr Winde, warum wurde Style Library in Sanderson Design Group umfirmiert?
Mischa Winde: Style Library wurde als Regenschirmmarke kreiert. Das eigentliche Unternehmen heißt Walker Green Bank, eine Aktiengesellschaft. Dazu gibt es diverse Tochtergesellschaften mit unterschiedlichsten Namen. Jetzt sind alle Firmen weltweit in Sanderson Design Group umbenannt worden, um die Wahrnehmung einfacher zu gestalten.

Wieso hat Sanderson den Vorzug erhalten?
Auf den Namen Sanderson hat man sich verständigt, weil es sich hier um die älteste Marke der Unternehmensgruppe handelt. Dieser Brand wurde bereits 1860 gegründet. Außerdem soll Sanderson auf unseren Heritage-Gedanken verweisen und das umfangreiche Archiv, das unserer Gruppe angehört. In nächster Zeit werden im Übrigen die Archive aller Marken in London zusammengeführt werden.

Wofür stehen die einzelnen Marken?
Unsere Marken unterscheiden sich relativ stark. Anthology ist ein junges Label, das nur noch auf Tapete ausgerichtet ist: sehr modern und architektonisch. Alle Produkte erfüllen die Ansprüche für den Objektbereich. Clarke&Clarke hat den Schwerpunkt Stoffe: Die Idee von Lee Clarke war seinerzeit, die besten Stoffe zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten mit einer sehr breiten Range. Harlequin ist frisch und floral: ein ausgewogenes Portfolio mit Tapeten und Stoffen in kräftigen Farben. Eine Untermarke von Harlequin ist Momentum, unsere erfolgreichste Serie, sehr grafisch in zurückhaltenden Tönen: ein junger Boutique-Hotel-Brand. Morris bespielt genau das Gegenteil: traditionell, mit einer ganz klassischen Handschrift. William Morris ist ja der Gründer der Arts&Crafts-Bewegung. Hier steht uns das gesamte Archiv zur Verfügung. Übrigens ist William Morris die am stärksten wachsende Marke. Das bestätigt den Trend zur Handwerkskunst. Sanderson gibt sich very British mit Inspirationen aus Garten und Natur. Die Farben sind gedeckt, die Dessins floral, dazu Sujets aus der Tierwelt kombiniert mit Streifen und Karos. Alles interpretiert in verschiedenen Stoffen und Tapeten. Das Label ist 160 Jahre alt, dazu werden wir eine Sanderson- Jubiläumskollektion launchen. Das soll eine Best-of-Kollektion mit sehr bekannten Designs aus der Vergangenheit werden, alle neu aufgelegt. Scion ist skandinavisch orientiert mit einfacher Zeichen- und Formensprache: puristische Muster für jugendliches Wohnen. Zoffany ist unsere Edelmarke mit sehr ausgefallenen Strukturen und hochwertigen Grundqualitäten wie Seide, Leinen oder bestickte Leinen-Seiden-Mischungen sowie Damast. Ein hochwertiges und klassisches Segment.

Die neue Brexit-Situation: Gibt’s Probleme?
Für die Gruppe ist das natürlich nicht einfach. Die ersten Wochen dieses Jahres waren besonders anstrengend. Neben den Lieferdiensten gab es vor allem Schwierigkeiten mit dem Zoll, obwohl von unserer Seite alle Papiere vorhanden waren. Man hatte den Eindruck, dass viele Zollbeamte von der neuen Situation und dem Handling überfordert waren. Und das war meiner Meinung nach das Kernproblem, warum manche Lieferungen sehr lange gedauert haben. Anfang Februar haben wir den Dienstleister gewechselt, um wieder kurzfristiger liefern zu können, verzollt und frachtbezahlt ohne Probleme für den Kunden. Alle Kosten, die der Brexit verursacht, übernehmen wir. Denn es sollen keine Nachteile für Kunden aus der EU entstehen.

Wie laufen die Geschäfte im Lockdown?
Bei den Verkäufen nach Deutschland hatten wir letztes Jahr ein deutliches Umsatzplus von 25 Prozent. Ohne Lockdown wäre das sicher größer ausgefallen. Sichtbar in Deutschland wie England: Der Online-Handel hat extrem zugenommen.

Was hat sich getan bei Sanderson?
Mit dem Direktvertrieb in Deutschland treiben wir unsere eigene Konjunktur weiter an. Investiert haben wir in ein festes Team aus drei Angestellten im Außendienst sowie einem freien Handelsvertreter. Mit mir sind wir jetzt fünf Kollegen, die ausschließlich den deutschen Markt bearbeiten. Von null angefangen haben wir in drei Jahren eine Kundenkartei mit 1400 Adressen aufgebaut. Außerdem ist seit Anfang März die erneuerte Webseite online (www.sandersondesigngroup.com). Dort sind auf einer Seite alle Marken übersichtlich zu sehen, jede hat eine Sub-Page. Der nächste Step wird sein, dass man alle Marken über einen einzigen Händler-Login bestellen kann und jeder Kunde nur noch eine Kundennummer braucht. Das wird alles sehr vereinfachen.

Vielen Dank für das Gespräch.