Das Kompetenz-Zentrum Textil und Sonnenschutz hat die Zahlen für 2022 veröffentlicht. Durch die Energiekrise infolge des Russland-Ukraine-Konflikts Anfang 2022 wurde die deutsche Textil- und Matratzen-Industrie vor eine erneut schwierige und herausfordernde Situation gestellt. Die ohnehin hohen Preise bei Rohstoffen und Vorprodukten wie Garn, Textilhilfsmitteln, Schaumstoff, Taschenfederkernen (Stahl), Latexkernen, Holz, Papier, Pappe, mit denen die Unternehmen bereits in den beiden Vorjahren zu kämpfen hatten, nahmen weiter zu und ließen auch die Verbraucherpreise ansteigen. Da die Preiserhöhungen überwiegend nur in einem geringen Umfang an die Kunden weitergegeben wurden, erhöhte dies den Druck auf die Unternehmen. Einsparungen bei der Produktion, um den Kosten entgegenzuwirken und die Margen nicht vollends zu verlieren, wurden unerlässlich. Hinzu kam der zunehmende Fachkräftemängel, der die Produktionskapazitäten beschränkte und den ohnehin bestehenden unternehmerischen Fokus auf Effizienz und Effektivität weiter erhöhte. Die zuvor schon verunsicherten Endkunden änderten ihr Kaufverhalten infolge der Preissteigerungen bei Energieprodukten und Nahrungsmitteln abrupt und beschränkten ihren Konsum auf das Nötigste.

Der Frequenzmangel im stationären Handel mit extremer Kaufzurückhaltung ist somit eines der zentralen Probleme, mit denen die Branchen im Jahr 2023 zu kämpfen haben werden. Wurde im ersten Jahr mit Corona das Zuhause verschönert, stand bei den Verbrauchern 2021 und – wenn auch in abgeschwächter Form – 2022 der Wunsch nach Erholung an erster Stelle. Der Konsum war hauptsächlich auf Reisen und Freizeitaktivitäten fokussiert. Investitionen in das eigene Heim sind seitdem stark eingebrochen, nicht zuletzt auch wegen der gestiegenen Zinsen. Die Textil- und Matratzenbranche leidet unter dem spürbaren Rückgang des privaten Konsums infolge der Inflation, die 2022 mit +7,9 % gegenüber dem Vorjahr ein historisch hohes Niveau erreicht hatte.

Heimtextilien: leichtes Plus

Die Hersteller von Heimtextilien konnten im Geschäftsjahr 2022 ein leichtes Umsatzplus von 3,6 % erzielen und dabei von den positiven Ergebnissen der Sparten Textile Bodenbeläge (+9,6 %) und Bettwaren (+2,9 %) profitieren. Bei den Textilen Bodenbelägen konnte das Exportgeschäft um +13,3 % ausgeweitet werden, das Inlandsgeschäft zeigte ein Plus von 7,6 %. Dies könnte als Signal dafür gelten, dass der Objektbereich, der in der Pandemie fast vollständig zum Erliegen kann, sich wieder erholt. Bei den Sparten Möbelbezugsstoffe (-4,9 %) und Deko-/Gardinenstoffe (-12,7 %) hingegen war die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren.

Die Matratzenhersteller konnten das Geschäftsjahr 2022 mit einem vergleichsweise leichten Minus von -5,8 % (Umsatz) und -5,7 % (Absatz) abschließen. Dabei unterscheiden sich die Halbjahresergebnisse stark voneinander. Im 1. Halbjahr gelangen trotz der weltweit angespannten Lage solide Zuwächse, im 2. Halbjahr führten Materialverknappung, steigende Preise und Konsumentenzurückhaltung zu teils deutlichen Verlusten. Auf Gesamtjahresebene haben fast alle Technologien zum Teil herbe Verluste hinnehmen müssen. Größter Verlierer beim Umsatz war dabei Latex mit -32,1 %, gefolgt von Sonstigen mit -22,0 % und TFK mit – 15,3 %. Schaum konnte ein Plus von 2,7 % erzielen, die kleine Produktgruppe Bonnell profitierte offenbar von der Preissensibilität der Verbraucher und legte um +40,7 % zu. Bei den Warengruppen haben Topper -6,7 % und Unterfederungen -3,1 % Umsatz verloren.

Sonnenschutz leicht im Minus

Auch beim maßgefertigten innenliegenden Sicht- und Sonnenschutz wurde das Geschäftsjahr 2022 mit einem leichten Umsatzminus abgeschlossen, es lag bei -3,1 %. Einziger Gewinner war die kleine, neu in die Statistik aufgenommene Produktgruppe Raff- /Faltrollos mit einem Zugewinn von 7,7 %. Die anderen Produktgruppen haben sich negativ entwickelt. Die sonst starke Produktgruppe Insektenschutz musste mit -7,0 % nicht unerhebliche Verluste hinnehmen, bei Plissee (-2,3 %) und Wabenplissee (-1,8%) fiel das Minus moderater aus. Bei Doppelrollos war ein Umsatzminus von -11,2 % zu beklagen, was aber mit Blick auf den geringen Marktanteil von 1,1 % vernachlässigt werden kann.

In den weiteren Verlauf des Jahres 2023 blicken die drei Branchen vorsichtig optimistisch und mit gemischten Gefühlen. So sorgen die aktuell stabilen Energiekosten für etwas Entspannung am Markt, wohingegen Fracht- und Transportkosten vor allem in Deutschland und der EU deutlich anziehen. In diesen weiterhin unsicheren Zeiten ist es unerlässlich, dass Zulieferer, Hersteller und Händler an einem Strang ziehen. Das Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz unterstützt seine Mitglieder sowohl im Tagesgeschäft als auch bei der Positionierung am Markt, um diese Krise erfolgreich zu bewältigen.

www.heimtex.de

www.matratzenverband.de

www.vis-online.de