Text: Vanessa Hahn, Fotos: Annette Claus, GHWK/Thomas Bruns

450 Quadratmeter Wandbespannung: In den Räumen der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz haben Annette Claus und vier weitere Raumausstatter-Meister im Team eindrucksvolle Arbeit geleistet.

Es ist ein historisch bedeutsamer Ort, an dem behutsam und mit großer Sorgfalt gearbeitet werden musste: Die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz (GHWK). Insgesamt 450 Quadratmeter Wandbespannung aus einem individuell angefertigten dreifarbigen Moiré mit passendem Bortenabschluss – ein Projekt, das keine Fehler verzeiht und höchste Expertise erfordert. Gefunden wurde diese mit Annette Claus – die wiederum vier weitere Raumausstatter-Meister zusammengetrommelt hat. Ihren eigenen Betrieb, Raumausstattung Claus, hat sie vor 23 Jahren von ihrem Vater übernommen. Dessen Spezialgebiete waren die textile Wandbespannung, Bühnenvorhänge sowie Bodenbeläge für Kinos. Seit sechs Jahren arbeitet sie nun alleine, bietet aber weiterhin alle Gewerke der Raumausstattung (Polsterwerkstatt, Markisen, Bodenbeläge) und engagiert die jeweiligen Kollegen für die Ausführung der handwerklichen Arbeiten. Fensterdekorationen und Sonnenschutzanlagen montiert sie mit Hilfe eines Kollegen selbst. Zudem ist sie Mitglied im Prüfungsausschuss der Innung – und schätzt die guten Kontakte zu den Innungskollegen sehr. „Ich bin von Grund auf Teamplayer und finde in unserer Branche ein gutes Netzwerk elementar“, sagt Claus. Beteiligt waren: Einer ihrer ehemaligen Mitarbeiter sowie der Meister, mit dem sie im Tagesgeschäft regelmäßig arbeitet. Dieser holte seinen früheren Chef, eigentlich bereits in Vorruhestand, mit ins Boot. Ein junger Meister, der im Betrieb einer befreundeten Raumausstatterin tätig ist, komplettierte das Quintett der Raumausstatter-Meister.

Der spektakuläre Moiré wurde eigens für das Projekt gewebt und gefärbt.

Individueller Stoff nach Wunsch
Die Gedenk- und Bildungsstätte dokumentiert die Wannsee- Konferenz und setzt sich mit Ausstellungen und weiteren Angeboten mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus auseinander. Die Besonderheiten des Projekts begannen bereits beim Stoff. In der Texdecor-Gruppe mit deren Marke Misia Paris hat Annette Claus Partner gefunden, die den perfekten Stoff weben und färben konnten: Präzise nach den Farb-und Muster-Vorlagen der Konzeption (Ausstellungsgestaltung für Museen Franke/ Steinert) – sowie in der erforderlichen Trevira CS-Qualität.

Alle ziehen an einem Strang
Der jüngste im Team der fünf Raumausstatter-Meister war 28, der älteste 62. „Ich bin begeistert von unserer Zusammenarbeit“, sagt Annette Claus. Ein außergewöhnliches Projekt, bei dem jeder von jedem lernen konnte: „Nie gab es ein böses Wort oder Missverständnisse, wir haben alle an einem Strang gezogen – auch unter Zeitdruck“. Optimal war auch der kurze Arbeitsweg: Kleine Ferienhäuser auf einem Campingplatz nebenan luden dazu ein, nach Feierabend gemeinsam abzuschalten. Nach der Fertigstellung des Projekts kehrte Annette Claus noch mal für einen Urlaub zurück – mit ihren über 80-jährigen Eltern. Denn der stolze Vater wollte das einzigartige Projekt der Tochter natürlich mit eigenen Augen sehen. Für ihre Arbeit wurden Annette Claus und ihr Team sogar für eine Auszeichnung nominiert: Dem Münchner Stoff Frühling Interior Award in der Kategorie „Manufacture“.

Mehr: raumausstattung-claus.de / www.ghwk.de