Karin Keßler ist die Bundessiegerin der Raumausstatter des vergangenen Praktischen Leistungswettbewerbs (PLW)2021. Der ZVR ist noch immer stolz auf eine solch tolle Leistung des Handwerksnachwuchses. In ihrem Beitrag schreibt Karin Keßler über ihren Werdegang und ihre Zukunftswünsche.
Ich bin Karin Keßler, 22 Jahre alt, komme aus Wedel bei Hamburg und bin seit Juni 2021 ausgelernte Raumausstatterin. Tatsächlich ist es Zufall, dass ich dieses Handwerk gelernt habe. Während der Schulzeit habe ich ein Praktikum bei einem Raumausstatter gemacht, weil der Beruf interessant klang … und fand es schrecklich. Nach drei Tagen Tapeten von den Wänden „kratzen“ habe ich gedacht „um Gottes willen, das möchte ich nicht machen.“ Also habe ich mein Abitur absolviert, ein freiwilliges soziales Jahr angeschlossen und eine Ausbildung zur Landwirtin begonnen, welche ich jedoch schon nach fünf Wochen wieder abgebrochen habe. Bei der Suche nach einer neuen Lehrstelle bin ich dann auf den Raumausstatter-Betrieb Dirala. Blankeneser Werkstätten gestoßen und habe dort im Februar 2019 eine Lehre begonnen.
Warum jetzt doch eine Ausbildung zur Raumausstatterin?
Ich wollte dem Handwerk noch eine Chance geben – alle Betriebe sind verschieden und haben unterschiedliche Schwerpunkte. Die meiste Zeit der Lehre habe ich in der Polsterwerkstatt und dem Nähatelier verbracht – mit Arbeiten, welche mir im Gegensatz zum Tapeten „abkratzen“ sehr viel Spaß bringen. Durch den Spaß an der Arbeit hat sich der Ehrgeiz entwickelt, gut in dem Handwerk zu werden und es nicht einfach nur zu lernen, um irgendwie die Gesellenprüfung zu bestehen. Auf diese habe ich mich dann auch mehrere Monate, sowohl praktisch als auch theoretisch, intensiv vorbereitet. Außerdem habe ich ein Konzept gewählt, welches ein- fach umzusetzen, gleichzeitig aber professionell und schick war. So bin ich mit dem Gestaltungskonzept „Hamptons auf Sylt“ Landessiegerin der Raumausstatter in Hamburg geworden.
Zweifache Preisträgerin trotz eigener Skepsis
Als es dann im November 2021 zu dem Bundeswettbewerb nach Mainburg ging, war ich sehr aufgeregt, da dort Konkurrenz wartete, welche ich nicht einschätzen konnte. Die Zeit für die gestellte Aufgabe war knapp, ich war gestresst, habe mich gefragt, war- um ich mir das überhaupt antue und wollte einfach nur eine fertige Koje abgeben. Zufrieden mit meiner Arbeit war ich nicht. Die Jury habe ich trotz dessen überzeugt: Ich bin Bundessiegerin geworden und habe Platz eins im Wettbewerb ,Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten‘ errungen – auf beide Siege bin ich unglaublich stolz! Der PLW war eine wirklich tolle Veranstaltung, bei der ich viele Erfahrungen und Kontakte sammeln konnte, welche ich nicht missen möchte.
Auf dem Weg zur Meisterin
Im Januar 2023 starte ich in Dresden mit den Teilen I und II des Raumausstatter-Meisters. Den kaufmännischen und pädagogischen Teil habe ich bereits im Oktober 2021 erfolgreich abgeschlossen. Im Jahr 2022 möchte ich selbstverständlich weitere Erfahrungen sammeln und viel dazulernen. Da ich selbst segle, interessiert mich die Yacht-Ausstattung sehr, aber auch den VIP-Flugzeugbau finde ich spannend. Es gibt auf jeden Fall noch viel zu lernen und ich freue mich auf alles, was die Zukunft bringt.