Die Büromesse Orgatec zeigte, dass Arbeitsumgebungen nicht nur zweckmäßig, sondern auch wohnlich sein können. Lesen Sie hier unseren Rückblick auf die Kölner Messe.

Neue Einrichtungsideen sollen wieder Lust auf das Arbeiten im Büro machen und dabei auch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden erhöhen. (Foto: Dauphin)

„Arbeitest Du noch oder wohnst Du schon?“ Frei nach dem Slogan eines schwedischen Möbelhauses konnte man auf der diesjährigen Orgatec den Eindruck gewinnen, auf der Imm Cologne gelandet zu sein und nicht auf einer Büroeinrichtungs-Messe. Das Ansinnen vieler Aussteller, mehr Wohn- als Arbeitswelten zu inszenieren, kommt nicht von ungefähr. Spätestens seit Corona hat sich das Homeoffice etabliert und viele Büroangestellte sind auf den Geschmack gekommen, zumindest temporär in den eigenen vier Wänden zu arbeiten. Diesen Trend bedient nun auch die klassische Büroeinrichter-Branche mit Lösungen für das Arbeiten von zu Hause aus. Gleichzeitig sind die Unternehmen aber auch bemüht, dem Leerstand von Büroetagen entgegenzuwirken. Es geht darum, die traditionelle Form der Büroarbeit, die nach wie vor oft in Präsenz im Unternehmen erbracht werden muss, attraktiver zu gestalten. Mit neuen, flexiblen Konzepten soll die Eigenverantwortung und Kreativität der Mitarbeiter gefördert werden. Gleichzeitig erhalten Ergonomie, Akustik und Licht einen neuen Stellenwert bei der Arbeitsplatzgestaltung.

Wichtiger Bestandteil neuer Büroeinrichtungen sind Lösungen zur Verbesserung der Akustik und der Beleuchtung. (Foto: Slalom)

Man will nicht nur wieder Lust auf die Arbeit in der Firma machen, sondern diese so angenehm wie möglich gestalten. Mit Blick auf die nur knapp zwei Wochen vor dem Start der Orgatec abgesagte Möbelmesse muss man aber auch sagen, dass sich der Büromöbelmarkt derzeit noch deutlich attraktiver darstellt als der für Wohnmöbel. Das stärkere Engagement der Branche in diesem Umfeld ist also durchaus nachvollziehbar und zeigt, dass hier auch für Raumausstatter ein interessantes Betätigungsfeld liegt.

Bedürfnisse der Zielgruppe kennen

So zeigte sich auch die Koelnmesse mit der Orgatec 2024 zufrieden: Rund 50 000 Fachbesuchende aus 126 Ländern wurden von über 700 Ausstellern aus 40 Ländern empfangen. „Das deutliche Besucherwachstum unterstreicht die internationale Bedeutung dieser Leitmesse. Das zeigt einmal mehr, dass Interior-Messen in Köln hervorragend funktionieren“, so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung. Helmut Link, Vorsitzender des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt, IBA, dem ideellen Träger der Messe, ergänzt: „Eine starke Messe ist für unsere Industrie gerade in einer herausfordernden Konjunkturphase wichtig. Ein großartiges Event entsteht, wenn der Verband mit seinen Herstellern und die Messe partnerschaftlich zusammenarbeiten und die Bedürfnisse der Zielgruppen kennen und im Blick behalten.“

Orgatec mit neuem Messeformat

Die Messe überzeugte mit einem neu konzipierten Format, das die Focus Areas ins Zentrum stellte und Einblicke in die Trends und Entwicklungen der Arbeitswelt bot. Auf interaktiven Flächen wurden Themen wie Circular Economy, Augmented Reality, hybride Arbeitsräume, nachhaltige Materialtechnologien und smarte Gebäudemanagementlösungen beleuchtet, die praxisnahe und wirtschaftlich tragfähige Ansätze aufzeigten. Ein besonderes Highlight bildete das Work Culture Festival: Referenten aus den Bereichen Architektur, Design, New Work und Trendforschung gaben wertvolle Impulse für die Transformation der Arbeitswelt. Renommierte Experten wie Sascha Lobo, Jette Hopp und Sabine Marcelis teilten in inspirierenden Keynotes und Podiumsdiskussionen ihre Ansichten zu aktuellen Herausforderungen. Zudem brachten prominente Persönlichkeiten, darunter Smudo und Ralf Rangnick, ihre eigenen branchenübergreifenden Zukunftsideen ein und eröffneten so neue Perspektiven auf das Arbeiten von morgen – absolut sehens- und hörenswert! Um die Highlight-Flächen und Vortragsbühnen gruppierten sich Aussteller, die ihre Produkte und Konzepte zu dem jeweiligen Fokus-Thema präsentierten. Einige davon stellen wir vor.

Chiara Trenkamp, Marketingleitung DACH EGE Carpets, stellte die Kollektion „ReForm Memory“ vor. Die von Textildesignerin und Kreativdirektorin Carol Appleton entwickelten 18 Farbtöne überzeugen durch perfekte Harmonien. Gelauncht wurde auch das neue „Rugs“-Konzept für abgepasste Teppiche.

Mit „Planet“ zeigte Englisch Dekor unter anderem eine neue Generation Kunstleder. Das Material besteht aus nachwachsenden Rohstoffen, ist frei von Phthalaten und Standard 100 by Oeko-Tex zertifiziert sowie schwer entflammbar und outdoor-geeignet.

Die neue kreislauffähige „Duo“-Teppichkollektion „Places Of Origin“ von Object Carpet feierte in Köln nicht nur Premiere, sondern wurde auch direkt vor Ort mit dem AIT-Innovationspreis ausgezeichnet.

Knapp 300 Dessins umfasst die Kollektion „Cycle Colours“ von Infloor-Girlon, die laut Christian Grube, Gesamtverkaufsleiter, für einen zu 100 Prozent geschlossenen Materialkreislauf konzipiert ist. Zudem lässt sie sich klebstofffrei verlegen.

Der Stoff „ReSKU 2.0“ von Camira enthält 79 Pro- zent recycelte Bestandteile (Wolle und Polyamid), die mit 21 Prozent erneuerbarem Flachs gemischt werden. Das Besondere: Die Fasermischung ist von Natur aus schwer entflammbar, ohne zusätzlichen Chemieeinsatz.

Eingebettet in den viel beachteten Gemeinschaftsstand von Walter Knoll, Object Carpet und Sattler Lighting zeigte der Textilverlag Zimmer + Rohde hochwertige Einrichtungstextilien mit anspruchsvollen Designs sowie stimmige Wallcoverings und passende Posamenten.

Inspiriert vom klassischen Fischgrat-Muster präsentiert sich die textilähnliche Kunstlederkollektion „Vestige“ von Spradling für den Einsatz im Innen- und Außenbereich. Dank der Rückenkonstruktion aus recycelten PET-Flaschen ist sie nach Green Guard Gold zertifiziert.

Flokk, skandinavischer Hersteller nachhaltiger Büromöbel, wie dem Bürostuhl Håg aus recycelten Schneeleitstäben, kooperierte in Köln unter anderem mit Tarkett-Desso und setzte am Stand die Teppichfliesen-Kollektion „Desso & Partricia Urquiola“ ein.

Mit ganzheitlichen Akustiklösungen, nicht nur für die Anforderungen in modernen Büroeinrichtungen, überzeugte JAB Anstoetz mit einem bemerkenswerten Auftritt in Köln. Neben Vorhängen und Wandpaneelen wurden auch Stoffe und Bodenbeläge gezeigt.

Anne Salditt und Caroline Obringer, Marketing Interface, feierten mit der Teppichfliesen-Kollektion „Etche & Threaded“, entworfen von David Oakey, und dem LVT-Sortiment „Earthen Forms“ gleich zwei Premieren am Orgatec-Stand.

Teppichfliesen-Kollektion „Etche & Threaded“ und LVT-Sortiment „Earthen Forms“ von Interface.

Parallel zur Orgatec stellte Kvadrat in der benachbarten Design Post neue nachhaltige Stoffkollektionen sowie die Akustikdeckenpaneele „Baffle“ vor. Die Alukonstruktion mit mineralischem Absorber kann neu bezogen werden.

Die Akustikexperten von Preform veranschaulichten, wie hybrides und flexibles Arbeiten in der Zukunft aussehen kann. Der Fokus bei allen Produkten liegt neben der guten Akustik auf Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit, beispielsweise durch den Einsatz von dinkel-basiertem Akustikmaterial.

Mit stimmungsvoll inszenierten Arbeits- und Wohnwelten wurde bei Dauphin Lust auf einen Büroarbeitsplatz gemacht. Neben ergonomischen Sitzlösungen gab es modernste Raumgestaltungs- und Büromöbelsysteme zu entdecken.

Neel Bradham, Geschäftsführer, und Stefan Armasow, Verkaufsleiter Westeuropa, berichteten über gute Kontakte und reges Interesse bei der Parador-Premiere in Köln. Neu vorgestellt wurde die Objektkollektion „Originals“, die unter anderem Premium-Parkettelemente enthält.

Die neue Kollektion „Louvre“ von Parador vereint klassisches Verlegemuster, modernes Design und handwerkliches Können für den Objekt-Bereich.