Der Neubau der öffentlichen Hand sowie der gewerbliche stehen unter Druck. Ausbaugewerke sind derzeit gut beraten, im Objektmarkt auf Sanierungen zu setzen.

Vielerorts besteht im Gastgewerbe Handlungsbedarf: Steigende Gästezahlen (gerade in Deutschland) treffen auf eine überalterte Infrastruktur der Gebäude, die dringend technisch und optisch
aufgewertet werden muss.

 

„600 Milliarden Euro: Diese Summe könnte Deutschland in den nächsten zehn Jahren voranbringen“, heißt es in einer aktuellen Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gemeinsam mit dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erstellt hat. „Finanziert werden könnte dieser Bedarf mit einem Infrastrukturfonds, der wie ein Sondervermögen von der Schuldenbremse ausgenommen wäre“, schlägt die Studie „IW-Policy Paper 2/2024“ zur konkreten Umsetzbarkeit vor. Neben rund 200 Milliarden öffentlicher Investitionen in den Klimaschutz sowie 100 Milliarden in die überregionale Infrastruktur (Schiene, Straße, Nahverkehr) skizziert die Untersuchung Investitionsbedürfnisse, um den Sanierungsstau bei Städten und Gemeinden aufzuholen (200 Milliarden), um die Bildungsinfrastruktur auf Stand zu bringen (40 Milliarden) und um den Wohnungsmangel zu mildern (37 Milliarden). Was die Ampelregierung davon umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Dass es Investitionen geben muss, ist jedoch unumgänglich, meint unter anderem Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Er forderte ein mutiges, mittelstandsorientiertes Wachstumspaket: „Bei den anstehenden Verhandlungen über den Bundeshaushalt 2025 muss die Regierung Zukunftsinvestitionen Vorrang einräumen.“ Denn die Geschäftslage im Handwerk hat sich im ersten Quartal 2024 spürbar eingetrübt, wie eine neue ZDH-Umfrage ergab. Grund sei insbesondere die schwächelnde Baukonjunktur. Allerdings geht der Zentralverband auch davon aus, dass in den Bauhandwerken noch immer Auftragsbestände aus den Vorjahren abgearbeitet werden. Dies deckt sich mit den Erkenntnissen der Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB), die aktuell in den Ausbaugewerken mit einem stabilen Umsatz in Höhe von knapp 110 Milliarden Euro für 2024 und einer vermehrten Ausrichtung auf den Sanierungsmarkt rechnet. Im Objektmarkt und -geschäft geht also noch was!

Die öffentliche Hand hat einen massiven Investitionsstau, beispielsweise bei Bildungseinrichtungen, die dringend modernisiert werden müssen. Der Raumausstatter kommt dort mit Bodenbelägen, Sonnenschutz oder Akustiklösungen zum Zug.

Bauen im Bestand ist nachhaltiger – das gilt auch für den Objektmarkt

Diesen Ansatz verfolgen auch die Grünen, die in die Koalition ein Positionspapier eingebracht haben, das Erleichterungen für das Bauen im Bestand fordert. Darin heißt es unter anderem, dass vier Millionen neuer Wohnungen durch konsequente Weiternutzung der bereits bestehenden Bausubstanz geschaffen werden können – etwa durch Umbau, Aufstockung oder Umnutzung von Leerstandsflächen ehemaliger Büros oder Gewerbeflächen. Begehrte Innenstadtlagen, so wie die der vielen in Abwicklung befindlichen Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof, könnten so zu neuem Wohnraum werden. Mehr Sanierung als Abriss würde auch der CO2-Bilanz Deutschlands guttun: Etwa 55 Prozent der Abfälle stammen aus der Baubranche. Pro Sekunde entstehen landesweit mehr als 7,3 Tonnen Bauabfälle, so die konkreten Zahlen des Bundesumweltamts. Das stellt fest: Die Zeiten, in denen bei der Frage „Abriss und Neubau oder Sanierung?“ allein die bloßen Baukosten auschlaggebend waren, gehören der Vergangenheit an. Um im Sinne des Klimaschutzes Sanierung, Renovierung und Umnutzung zu fördern, braucht es allerdings dringend eine Modernisierung der Bauordnungen. Aktuell sind beispielsweise geltende Wärmeschutz-
vorgaben in Bestandsgebäuden nur mit hohem (finanziellem) Aufwand umsetzbar, unter anderem wegen einzuhaltender Raumhöhen. Auch die Umwidmung von Gewerbeflächen in Wohnraum wird durch baurechtliche Hürden behindert, die derzeit nur mit Ausnahmeregelungen (kurzfristig) überwunden werden können. Dennoch werden Aufträge in Renovierungs- und Sanierungs-Objekten langfristig gegenüber solchen in Neubauflächen an Bedeutung gewinnen.

Auch der Wohnungsbau – in Zukunft verstärkt in der Renovierung und Umnutzung – kann ein interessantes Betätigungsfeld sein, das häufig nach Speziallösungen verlangt.

Speziallösungen sind gefragt

Trotz dieser diffizilen Gemengelage bietet das Geschäft im Objektmarkt gerade im Bestand auch heute schon ein attraktives Arbeitsfeld für Raumausstatter und Einrichter. Oft auch mit erträglichen Margen, denn immer wenn Speziallösungen gebraucht werden, kommt in erster Linie das Fachunternehmen zum Zug und nicht der, der die Arbeit am billigsten macht. Gefragt sind im Objekt tragfähige Lösungen, die auf der Substanz aufbauen. Akustik und Wärmedämmung, Smart Home und Sonnenschutz, aber eben auch Komfort und Wohnlichkeit sind die Themen, die in Büros und Ladengeschäften, Arztpraxen und Altenheimen, Hotels und Bildungseinrichtungen mehr denn je von Bedeutung sind. Welche Trends und Produkte Ihnen zum Erfolg im Objektmarkt verhelfen können, was bereits von anderen umgesetzt wurde oder wie Ihre Kollegen arbeiten, haben wir in unserem Objekt-Spezial in der aktuellen Ausgabe Juni/Juli 2024 für Sie zusammengestellt.