Der viel zitierte Bau-Turbo wird wohl in den Ausbaugewerken noch auf sich warten lassen. Hoffnung macht aber schon heute der enorme Bedarf, Altbauten zu sanieren und zu renovieren.

Im Neu- sowie im Altbau setzen untereinander kombinierbare Teppichfliesendessins gestalterische Akzente.(Foto: Tarkett Desso)
Im Jahr 2035 wird sich der deutsche Gebäudebestand aus 92 Prozent Bestandsbauten und acht Prozent Neubauten zusammensetzen, die zwischen 2022 und 2035 errichtet wurden, so eine Schätzung der Bundesstiftung Baukultur. Nach Angaben des Eigentümerverbandes Haus & Grund müssen schon heute 15 Prozent des Gebäudebestands zwingend energetisch saniert werden: Von den 18,9 Millionen Wohngebäuden in Deutschland mit über 40 Millionen Wohnungen dürften damit knapp drei Millionen Gebäude unter die Sanierungspflicht fallen. Zudem liegt der Neubaubedarf bei jährlich rund 320 000 Wohnungen, so das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BBSR). Statistisch erhobene und prognostizierte Zahlen, die sich beliebig fortführen ließen, die aber eines klarmachen: Auf die Ausbaugewerke kommt Arbeit zu!

BAUSUBSTANZ ERTÜCHTIGEN
Klar wird auch, dass das Arbeiten im Bestand immer stärker an Bedeutung gewinnen wird: Es kann nicht mehr nur abgerissen und neu gebaut werden, sondern die vorhandene Bausubstanz ist zu ertüchtigen. Erste Tendenzen hierzu sind bereits erkennbar, zeigen Ergebnisse des Forschungsprojekts „Long-Lasting Real Estate“ (siehe Kasten). Dabei geht es beim Erhalt von Altbauten vor allem darum, Gebäude auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. Der erste Gedanke fällt dabei auf die energetische Sanierung, jedoch nur, weil diese als Maßnahme zur Eindämmung des Klimawandels so im Fokus steht. Ganz allgemein muss der Gebäudebestand aber auch den technischen Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts angepasst werden: Sanitär- und Elektroinstallationen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik, ebenso wenig wie der Schall- und Brandschutz.

Gerade bei der Renovierung im Bad ist häufig Keramik nicht mehr die erste Wahl: Lange und breite Holz(dekor)dielen liegen hier im Trend. (Foto: Coretec)
Zudem gilt es, neue Anforderungen zum Beispiel an die Smart-Home-Fähigkeit oder die Barrierefreiheit sicherzustellen: Ein Drittel der deutschen Bevölkerung ist heute über 60 Jahre alt, dieser Entwicklung muss auch das (Aus-)Baugewerbe Rechnung tragen. Möglichkeiten dafür gibt es reichlich, denn die Industrie hat diesen Trend schon länger erkannt. Gerade für das breite Feld der Bodenbelagsarbeiten werden Produkte und Systeme angeboten, die für die speziellen Anforderungen in der Altbausanierung und Renovierung prädestiniert sind. Neben der hohen Funktionalität zeichnen sich textile und elastische Bodenbeläge sowie Holzböden auch durch eine immer größere Individualität und Modularität aus, die sie oft kombinierbar machen.
